1. Schritt - Wahl von Objekt und Thema
Das Interesse, das Thema Flächenfraß und Nahrungsmittelkonkurrenz visualisieren zu wollen, wurde vom Kooperationspartner an uns herangetragen. Es war insofern auch passend, da es sich gut mit dem sprachlich- wie kulinarisch-kulturellen Hintergrund der angestammten oder neu hinzugezogenen NutzerInnen des Gartens verbinden lassen würde. Die Nahrungspflanzen-Abbildungen sollten dabei als visuell-attraktiver Türöffner für die (etwas nüchterne) Hintergrundinfo fungieren.
→ Die Bedrohung von Nahrungspflanzen durch Wirtschaftsinteressen (Hochleistungssorten) oder klimatische Veränderungen (Wassermangel, Viruskrankheiten) sowie ihre Zweckentfremdung als Energielieferanten (Biogas, Biosprit) ist für ein Spielplatz-Gartenumfeld nicht unbedingt ein naheliegendes Thema. Die Herangehensweise bzw. Methodik sollte deswegen durchaus spielerisch oder „jung“ sein, die Installation als Anfass- und Mitmachobjekt begriffen werden.
→ Das Umfeld bot anfangs andere interessante Strukturen, um das Thema anzudocken. So hatten wir überlegt, mit den Sitzflächen der vorhandenen Sitzbänke (fehlender Sitzplatz gleich fehlende Fläche) zu spielen, die Boulebahn als Leinwand für eine graphische Visualisierung zu nutzen oder die Installation als überdimensionales Mobile in den sehr schönen, vorhanden Parkbaumbestand zu integrieren. Alles war allerdings aus praktischen Gründen (Nutzungskonflikte, Sicherheit) nicht wirklich eine Alternative.
2. Schritt - Technische und andere Gegebenheiten prüfen
Die Idee eines Litfaß-ähnlichen, mindestens 6-seitigen Grundkonstrukts aus Holz, das verschiedene Nutzpflanzen ansprechend abbildet, stand recht schnell fest. Allerdings war sie zunächst sehr viel spielerisch-interaktiver gedacht, sollte die gesamte Säule doch nicht starr sein, sondern aus drei bis vier gegeneinander drehbaren Zylindern bestehen (vergleichbar des Walzenmechanismus eines einarmigen Banditen). Die Aufgabe des/der NutzerIn(s) wäre dann gewesen, die Abbildungen richtig hinzudrehen (und so einen ersten Erkenntnisgewinn zu haben). Leider war diese Mehrteiligkeit letztlich nicht umsetzbar (auch wenn mit mehreren Handwerkern Lösungen eruiert wurden), da der dafür notwendige technische Aufwand (kombinierte Tischler-Schlosser-Arbeit mit entsprechender Entwicklungsleistung) für das vorgesehene Installations-Budget nicht zu leisten war.
Auch die graphische Gestaltung wurde aus Gründen des Preisvergleichs und der Nutzung im Freien zunächst in zwei Varianten gedacht – einerseits als eigentlich gewollte, direkt auf das Grundgerüst aufgebrachte Sprayoptik, andererseits als computerdesignte und auf LKW-Plane gedruckte Version. Der unmittelbare Streetart-Look war zwar letztlich aufwendiger und teurer, traf aber mehr den visuellen Geschmack der Beteiligten.
Parallel zur praktischen Umsetzung musste das rechtliche Umfeld geklärt werden, was in diesem Fall bedeutete, für den Standort und den dortigen Aufbau der Installation einen Gestattungsvertrag abzuschließen.
3. Schritt - Inhalte festlegen
Die darzustellenden Inhalte wurden von uns anfänglich vorformuliert, mit dem Partner abgestimmt und durch Feedback Dritter sowie der gestaltenden Sprayer zu Ende entwickelt. Dabei brauchten die Gestalter in der letztendlichen Bildumsetzung (Farbwahl, Effekte, Detailtiefe) die nötige künstlerische Freiheit. Auch die Texte hatten in der jeweiligen Übersetzung, die von verschiedenen Muttersprachlern beigesteuert wurden, eine gewisse Flexibilität.
4. Schritt - Kostenplanung und Koordination der Handwerker und Dienstleister
Nachdem der durchaus langwierige Abwägungsprozess abgeschlossen war, blieb die Detailabsprache mit der einen beteiligten Tischlerei sowie dem Sprayerteam. Mit beiden Parteien wurde in mehreren Schritten die Detailausführung besprochen, wobei beide in der finalen Umsetzungsphase auch untereinander kommunizieren mussten, da ihre jeweiligen Arbeiten ineinandergriffen: Die Tischlerei machte die Zuschnitte (Siebdruckplatten), von denen die Seitenwände zwischenzeitlich von den Sprayern an einem anderen Ort bearbeitet wurden. Einmal zurücktransportiert, war dann wieder die Tischlerei mit dem finalen Zusammen- und Aufbau an Ort und Stelle betraut.
Die Produktion der Sockelplatten mit der beschreibenden Textinfo wurde nach Aufstellung der Säule veranlasst. Auch hier gab es verschiedene Möglichkeiten bzgl. Größe und Material (weißer Kunststoff, buntes Acrylglas, HPL-Platten), wobei sich aus ästhetischen Gründen für grünhinterlegtes Acrylglas mit weißer Schrift in Trapezform entschieden wurde.
→ Die wenig gängigen Textübersetzungen brachten einen erhöhten Recherche- und Koordinationsaufwand nach verfügbaren ÜbersetzerInnen mit sich, auch wenn es ohne die Vermittlung der örtlichen Flüchtlingsstelle noch schwieriger gewesen wäre, an die Leute zu kommen. Für die Layoute der Sockelplatten-Texte musste dann darauf geachtet werden, gestellte Dateien (d.h. ein fixiertes pdf-Format) zu verwenden, um die anderen Schriftbilder (bes. Persisch und Arabisch) richtig zu setzen.
→ Der technische Abstimmungsbedarf im Vorfeld sollte nicht unterschätzt werden. Besonders für Aufbauten sind detaillierte Skizzen von Vorteil. Wenn diese nicht selbst gemacht werden können, ist bei den Handwerkern darauf zu achten, dass diese kreativ und pfiffig genug sind, das Gewünschte eigenständig herunter zu brechen (was hier der Fall war).
→ Genügend Zeitpuffer für Absprachen und Umsetzung einplanen und berücksichtigen, dass im öffentlichen Außenbereich ggf. auch formelle Auflagen (Versicherungs-/ Haftungsfragen, behördliche Zustimmung) abzuklären sind!
5. Schritt – Vor-Ort-Installation und weitere Betreuung
Der Vorort-Aufbau des in Teilen vormontierten Litfaß war vergleichsweise problemlos, ging aber nicht ohne eine richtige Verankerung im Pflaster. Zur Versiegelung der Leimnähte war es zudem notwendig, das kleine Spitzdach zu lackieren (was vom Projektpartner übernommen wurde.) Die Sockelplatten wurden nachträglich angebracht und mussten noch etwas zurechtgeschnitten werden. Da ein paar Platten nicht passgenau aneinandergrenzten, machten wir aus der Not eine Tugend und füllten die entstandenen Fugen mit Mais-, Reis-, Hirse, Weizen- und Quinoa-Körnern auf, die wir mit transparentem Harz laminierten. So hat die Installation ein zusätzliches Entdeckungs- (bzw. Fühl-)Moment.
Da die Installation über die Zeit attraktiv bleiben soll, muss sie regelmäßig besucht werden (auch um etwaige Vandalismusspuren - wenn möglich - zu beseitigen).